Gefangenenblues

"Gefangenenblues "


 

Ich lebe in meinem Turm, dem Gefängnis

gebaut aus Meinungen, Urteilen und aus meiner Illusion.

Die Wände getränkt mit so viel Wut und Bitternis.

Stein auf Stein – mit viel Perfektion.

 

Ich stehe jeden Tag an meinem Fenster

und blicke hinaus in das Nichts der scheinbaren Wirklichkeit.

Nacht für Nacht besuchen mich unzählige Traumgespenster.

    Sie umgarnen mich mit gespielter Freundlichkeit.

 

Die Einsamkeit ist im Turm mein bester Freund geworden.

Mein Vertrauen ins Leben ist bis in die Grundfeste zerstört.

So fange ich an, mich täglich neu zu ermorden.

Glaube, dass meine Gebete werden nicht erhört.

 

Der Schein hält sehr gut verborgen

der Wirklichkeit wahres Gesicht.

Ist doch das Heute schon verloren fürs Morgen

und die Flamme des Gestern bereits im Schein von heute erlischt.

 

Schon als Kind war ich hier eingezogen.

Nur der Turm konnte mich retten vor meinem Schmerz.

Aus reiner Liebe wurde ich fürs Leben zurechtgebogen.

Eine eiskalte Klaue umschloss nun mein Herz.

 

Mein kindliches Denken glaubte, im Turm wäre ich sicher.

Hier drinnen würde mir bestimmt nichts geschehen.

Als Echo kam zurück von den Wänden nur ein Geistergekicher.

Die mahnenden Worte konnte ich leider nicht verstehen.

 

So blieb ich im Turm an meine Angst angekettet.

Noch nicht mal im Dunkeln traute ich mich zu schleichen hinaus.

Ich sehnte mich nach Freiheit und hoffte, dass mich jemand errettet.

Aber der Turm hielt mich fest! Er war jetzt mein Zuhaus'.

 

Mit den Jahren wurde ich immer älter

und wünschte mir sehnlichst von hier können zu flieh'n.

In dem Turm und in mir wurde es von Jahr zu Jahr merklich kälter.

Meine Seele hat vor Qualen jämmerlich geschrien.

 

Vor dem Turm ruft laut eine Stimme: „Ich bin das Leben!

Komme doch heraus aus deiner Bastille!

Ich möchte dir so viel Schönes und Gutes geben.

Habe Vertrauen in mich. Im Turm wirst du dein Glück finden nie!“

 

Warum sollte ich gehen?

Ich ringe mit dem Verstehen.

Enttäuscht hat mich das Leben schon viel zu oft.

Wieso sollte ich es auch wagen?

Weiß nicht, ob mich das Leben wird tragen?

Viel zu oft habe ich ja schon ins Leere gebetet und gehofft.

 

Immer dann, wenn ich glaubte, ich könnte dem Leben vertrauen

und mich vorsichtig fallen ließ ins Leben hinein,

zogen an mir nur unzählige grässliche Klauen

und ich meinte, das Leben ließe mich wieder einmal allein.

 

Viele Jahre schon bin ich mit dem Leben am Ringen.

Gehe zumeist zwei Schritte vor und wieder einen zurück.

Mein Herz sehnt sich nach Liebe, will vor Freude singen,

doch mein Turm wird immer höher und zwar Stück für Stück.

 

Mit wem sollte ich auch sprechen?

Was sollte ich sagen?

Ich will die Verlogenheit nicht mehr spüren.

Es sind Zungen, welche Menschen brechen.

Warum sollte ich es wagen?

Halte lieber gut verschlossen vorm Leben die Türen.

 

Doch gerade spricht meine Seele zu mir mit heller und klarer Stimme.

>>Ich komme nicht vom Draußen, sondern wohne tief in dir drin.

 Du siehst nicht das Gute, sondern befürchtest vom Schlimmsten das

Schlimme.

Höre auf damit! Das ergibt keinen Sinn.

 

Das Leben ist wie es ist - und so ist es.

Es ist weder hart, noch schwer oder gerecht.

Denke darüber nach! Geh` in medias res.

Das Leben ist weder gut, noch böse, noch schlecht.

 

Nur du selbst kannst dir dein Leben erschaffen.

In dir liegt die Kraft, der Mut, der Verstand.

Deine Gedanken, so glaube mir, sind sehr machtvolle Waffen.

Nun nimm' deine Schöpferkraft selbst in die Hand. <<

 

Was würde wohl geschehen?

Wenn man mich plötzlich könnte sehen?

Wenn mein Turm bräche zusammen und es gäbe mich?

Wenn ich leuchte und scheine,

vor Freude weine?

Werde ich stets aufgefangen? Lässt mich das Leben niemals im Stich?

 

Mein Herz wird jetzt warm und fängt an zu schlagen

und auch meine Seele singt nun lautstark ihr Lied.

Einen Fuß vor den anderen. Mein ICH will es nun wagen

und freut sich schon darauf, dass man mich sieht.

 

Sofort greift jetzt nach dem Schein das Leben

und gibt meinem ICH das Sein zurück.

Mir wird mein Seelenheil wiedergegeben.

Mein Selbst ist von sich selbst entzückt.

 

Ich lasse jetzt die Veränderung geschehen.

Mich darf jeder sehen.

Meine Kraft kehrt zurück – sie ist grenzenlos.

Ich kann mich wieder spüren.

Öffne dem Leben die Türen.

Die Schatten der Vergangenheit, die lasse ich nun los.

 

Heute bin ich frei – will das Leben spüren.

Lasse mich fallen – bin sicher in mir.

Will weder gewinnen, noch kann ich verlieren.

Nur ich trage den Schlüssel zur Liebe und zum Leben in mir.

 

Ich habe mein Selbstgefängnis bezwungen.

Durch die Liebe zu mir selbst fiel zum Schluss auch der Turm.

Habe mit vielen dunklen Mächten gerungen

und bin mitten hindurch geschritten, durch den wütenden Sturm.

 

Gestärkt schreite ich aus meinem Drinnen ins Draußen.

Werde getragen von einer unsichtbaren Macht.

Niemand sollte eingesperrt nur in seinem Turm hausen,

denn es gibt wirklich dieses Auge, welches über uns Menschen wacht.

 

Wenn auch du in einem solchen Turm solltest leben,

dann höre mir jetzt einmal aufmerksam zu:

„Fange an, deiner Vergangenheit und auch dir selbst zu vergeben.

Der Baumeister deines Turms bist nämlich du!

 

Das Leben – Es kennt keine Fehler.

In allem verbirgt sich ein tieferer Sinn.

Glaube ihm nicht, deinem ängstlichen Gedankenerzähler.

In jedem Augenblick liegt die Chance auf einen Neubeginn.

 

Ich sage dir: Verändere dein Denken.

Schließe deine Augen. Lerne mit dem Herzen zu sehen.

Fange damit an, dir selbst Liebe zu schenken.

Habe den Mut, zu dir zu stehen!

 

Nur du selbst kannst es wagen, neu zu beginnen.

Die Kraft hast du, wenn du nur willst.

Setz' dich hin und fange an, dich zu besinnen.

Es liegt an dir, ob du dein Leben verspielst oder erfüllst.

 

Wir sind für das Leben geboren.

Wir sind Engel auf Erden hier.

Und auch du bist dazu auserkoren,

glanzvoll zu strahlen wie ein leuchtender Saphir.

 

Solltest du doch wieder einmal glauben,

das Leben wäre zu dir so ungerecht, so gemein.

Zwingt dich in die Knie. Will dir deinen Lebensmut rauben.

Dann steh’ auf und atme! Du musst nicht in deinem eigenen Turm gefangen

am Rande des Lebens sein!


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